Chronik

Die Anfänge

Alles begann im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, als der „Schneelauf“ zum ersten Mal in den „Blätter des Schwäbischen Albvereins“ dokumentiert wurde. Es sollten aber noch fast zwanzig Jahre vergehen bis der Sport auch in unseren Gefilden Fuß fasste. Anfangs mit einem Kopfschütteln bedacht, fand er immer mehr Anhänger und schnell war man von dem Virus aus Faszination und Naturverbundenheit infiziert.

Vor allem der bei Fabrikant Nagel beschäftigte Ingenieur Firmin Weydert muss hierbei genannt werden, der seine in der Schweiz erlernten Fähigkeiten auf dem „Bilzenbuckel“ unter Beweis stellte. Kurz darauf schloss er sich mit dem Postbeamten Bernhard Köder, Schloßgärtner Ernst Sonntag, Rentamtassistent Christian Strunz und Dr. med. Franz Xaver Frey zusammen und gründete am 10. Mai 1909 im Gasthaus „Krone“ den „Donzdorfer Bretterklub“. Zwei Monate später trat man als neunter Verein dem Schwäbischen Schneelaufbund bei.

Skihütte des Bretterkub Donzdorf, Einweihung am 12. Juni 1910

Das bevorzugte Übungsgebiet war das Kalte Feld. Hier oben, in „bazillenfreier, reiner, sonnendurchwärmter Luft“, fanden sich jedes Wochenende eine Anzahl von Skifreunden aus der Umgebung ein. Aber auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz, das bezeugt der Spruch: „In Nenningen im Hirschen – da ging‘s dann an ein Bierschen“.

Der neue Donzdorfer Verein verzeichnete sofort einen starken Mitgliederzuwachs: 1910 waren es 31 und 1911 bereits 50 Mitglieder – in der Mehrzahl Auswärtige, was die Vereinsarbeit sehr erschwerte und schließlich – mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges – völlig zum Erliegen kam.

Neugründung nach dem 1. Weltkrieg

Die Neugründung nach dem Krieg fand unter tatkräftiger Vorarbeit Dr. Freys am 13. Januar 1923 in der „Krone“ statt. Unter dem Namen „Donzdorfer Schneelauf-Verein“ und dem Vorsitz Josef Schurr formierten sich folgende zehn Mitglieder: Hugo Baur (Kassier und Schriftführer), Dr. Franz Xaver Frey, Hans Grupp, Hugo Klaus, Anton Menrad, Alois Nagel, Carl Scherr, Hyazinth Schmid und Eugen Schurr.

Start zu einer Mondscheinfahrt am Waldenbühl 1926

Von nun an ging es auch in sportlicher Hinsicht aufwärts. An immer mehr Wettbewerben wurde teilgenommen und dies mit teilweise hervorragenden Plazierungen. Die intensive Übungsarbeit am Vogelhofhang und auf der Waldenbühlschanze zahlte sich aus. 

Einen schweren Rückschlag traf den Donzdorfer Skiverein Ende August 1938 mit dem Tod von Dr. Franz Xaver Frey. Der seit 1925 als Ehrenmitglied agierende Frey, beschränkte seine Arbeit nicht nur auf Donzdorf, sondern übernahm auch beim Deutschen Skiverband wichtige Funktionen. Im September 1930 erhielt er als Dank den Ehrenbrief „für besondere Verdienste auf dem Gebiet des Skilaufs“.

 

1947 – Gründung der Skizunft

In den folgenden Jahren kam das Vereinsleben durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vollkommen zum Stillstand. Nach Kriegsende dauerte es bis zum zweiten Nachkriegswinter, ehe sich wieder etwas rührte. Vor allem Wilhelm Schurr, war es zu verdanken, dass am 1. Februar 1947 ein Neuanfang im Gasthaus „Krone“ stattfand. Unter dem Namen „Ski-Zunft Donzdorf“ vereinigten sich 19 Mitglieder.

Erfolgreiche Langlaufstaffel – Schwäbischer Meister 1948+1949 (v.l.n.r. Herbert Buschek, Albert Wahl, Bruno Funk, Kurt Sauer)

Nach der Neugründung verdrängten vorübergehend die nordischen Disziplinen den Abfahrtslauf. Hierfür konnte man vor allem im Langlauf bei den jährlich durchgeführten Jugend-Ski-Tagen, die in Kooperation mit der Volksschule und der Gemeindeverwaltung veranstaltet wurden, aus einem reichhaltigen Reservoir hungriger Talente schöpfen. So kam es, dass sich eine sehr erfolgreiche Langlauf-Truppe zusammenfand, die sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft zahlreiche Titel und Podestplätze auf regionaler und überregionaler Ebene erkämpfen konnte.

 

Erfolg auch auf der Schanze

Der andere Sektor war das Skispringen. Mit dem Neubau der Messelbergschanze im Jahre 1948 wurde eine junge Springergeneration herangezüchtet, die bravouröse Leistungen zeigten. Insbesondere Herbert Brack gewann Anfang der sechziger Jahre alles, was man als Jugendlicher gewinnen konnte: Vereins-, Bezirks-, Schwäbische- und Deutsche Jugendmeisterschaften.

Fleißige Hände beim Schanzenbau 1953

 

Ein Traum wird wahr – der eigene Skilift

Schon lange geisterte in den Köpfen der Skifreunde die Idee von einem eigenen Skilift. Bisher scheiterte es jedoch am nötigen Kleingeld. 1963 erstand man schließlich für 80 DM eine Unfall-Isetta und somit entstand der legendäre „Fuzzy“-Skilift, dem Vorläufer des heutigen Messelberglifts.

Chefkonstrukteur Franz Deininger an der Seilwinde
„Fuzzy“ die Zugmaschine mit 300 ccm

Damit verdrängte der Alpin-Sport immer mehr die Nordischen Disziplinen in Donzdorf. Die Ski-Zunft erkannte den rasanten Fortschritt und setzte engagierte Jugend- und Sportwarte wie Rudi Pierpaoli, Rolf Geiger oder Rolf Holl ein, die so manches Talent formten und weiterbildeten.

Damen-Skikurs mit Skilehrer Rudi Pierpaoli

Um die Jugend- und Breitenarbeit zu verstärken, entstand 1967/68 neben dem Tennisclub am Berghof ein Volleyballplatz. Damit wollte man für den Sommer alternative Trainingsmöglichkeiten schaffen und gleichzeitig an kalten Wintertagen die Balance beim Schlittschuhlaufen halten. Mit dem Bau der Schulturnhalle im Jahr 1972 konnte ein ganzjähriges, kontinuierliches Training angeboten werden, was den Volleyballplatz letztlich überflüssig machte.

Die Grundlage für die tollen Ergebnisse der Donzdorfer Skifahrer und Skifahrerinnen wurde durch fleißiges und hartes Training am Messelberghang gelegt. Aus dieser Verbundenheit heraus, erklärte sich 1990 die Ski-Zunft auch dazu bereit, den bisher vom „Verein zur Förderung des Skisports“ geführten Messelbergskilift in Eigenregie zu übernehmen. Vor jedem Winter überprüft der TÜV die Tauglichkeit des Schleppliftes.

Viele Wanderungen, Skiausfahrten, Sommergebirgsfahrten und die Sommerfeste erfreuten sich großer Beliebtheit. Nicht vergessen werden darf, dass zu diesem geselligen und kulturellen Bereich das alljährliche Vereinsschießen, die seit über 30 Jahren regelmäßigen Kegelabende, die Zunftbälle und die Teilnahme an den Fasnetsumzügen mit den traditionellen Stroh- und Tannenmännerngruppen als fester Bestandteil des Vereinslebens gehörten. Dass dies alles möglich war, verdankte die Ski-Zunft neben dem Vorsitzenden Rolf Geiger einer großen Zahl von engagierten Mitgliedern, denen keine Arbeit zuviel war und die immer da waren, wenn sie gebraucht wurden.

 

Skifahren – nicht nur im Winter!

Seit 1980 ist der Grasski-Sport ein fester Bestandteil der Vereinsgeschichte, und bis heute feierte man darin große Erfolge. Bereits ab 1983 konnte man den Baden-Württemberg-Cup, gefolgt von den Deutschen Jugendmeisterschaften ab dem Jahre 1990 und den FIS Schülerspielen 1996 am Messelberghang austragen.

Anfangs fuhren die Donzdorfer nur hinterher, doch lernten sie schnell dazu und kämpften in den 1990er Jahren um den Titel mit. Den Anfang machten Kathrin und Brigitte Kreusser ehe die Zeit der Duve-Geschwister folgte. Zu Andrea Duves größtem Erfolg zählte die Teilnahme an den Grasski-Weltmeisterschaften 2005 im Iran, wo sie die Silbermedaille im Mannschaftsrennen gewann. Auch ihr Bruder Florian steht ihr darin in nichts nach: 2006 und 2007 startete er mit dem Bundesadler auf der Brust bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Tschechien bzw. Italien.

Ebenfalls Erwähnung finden muss die Aufhauserin Silvia Puder, die von 1998 bis 2001 für die Ski-Zunft Donzdorf startete und diverse Titel (u.a. Deutsche Meisterin, Teilnehmerin bei den Grasski-Weltmeisterschaften 2000 in Japan) und dem Lautertal-Verein großes Ansehen bescherte.

 

Die Skizunft – ein Teil Donzdorfs

Mit über 350 Mitgliedern ist die Skizunft aus dem Donzdorfer Vereinsleben nicht mehr wegzudenken. Diese Tatsache ist mit darauf zurückzuführen, dass sie nicht nur im wettkampfmäßigen Skilauf ihre Hauptaufgabe sehen, sondern gleichermaßen auf ein kameradschaftliches Vereinsleben großen Wert legen. Darunter fällt auch ihr Traditionsbewusstsein, das besonders gepflegt wird.

„mobile“ Sprungschanze am Fasnetsumzug

Es verging noch keine Dekade, an dem sie nicht ihren Vereins-Geburtstag feierten, außerdem nehmen sie seit 1958 alljährlich am Fasnetsumzug teil und stellen ab 1963 die Stroh- und Tannenmännergruppe.

Fasnetsumzug 2012

 

Dieser Text wurde den Chroniken zum 75- bzw. 100-jährigen Vereinsjubiläum entnommen. Die Festschriften im Ganzen stehen nachfolgend zum Download zur Verfügung: